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Bedford Blitz TM
Geschichte
Anfang der 1970er ist der Opel Blitz nur noch ein Schatten seiner selbst. Das
Fahrzeug hatte in den letzten 25 Jahren nur wenig Weiterentwicklung erfahren.
Und das sehr lange Fehlen eines Dieselmotors, der bei den leichten
Nutzfahrzeugen zwingend erforderlich gewesen wäre, war nur einer der weiteren
Schritte zum Untergang des einstmals so erfolgreichen Opel Blitz Lastwagens. Der
Marktanteil schwand in großen Schritten dahin und 1974 wird ein Schlussstrich
gezogen - die Produktion endet am 11. Januar 1975.
Um den Markt der Nutzfahrzeuge nicht restlos den Mitbewerbern zu überlassen,
hatte GM festgelegt, dass Opel als Ersatz und Ergänzung zum Opel Blitz
Nutzfahrzeuge der alten englischen Marke Bedford vertreiben und auch deren
Service übernehmen soll. So wurde 1971 begonnen über einzelne Händler den
leichten Transporter Bedford CF zu verkaufen. Und damit der treue Opel-Kunde
nicht ganz den roten Faden verliert, hatte man als neuen Markennamen "Bedford
Blitz" etabliert. Zwei Jahre später wurden über 2000 Opel-Händler und
Opel-Dienste zum Bedford Blitz-Nutzfahrzeugpartner qualifiziert. Diese waren nun
am neuen, roten Bedford-Blitz-Markenemblem erkennbar.
Doch es sollte nicht nur bei den leichten Transportern bleiben. Auf der IAA 1973
wurde verkündet, dass Opel das gesamte Bedford-Modellprogramm vertreiben will.
Das umfasste außer dem CF, den Bedford Blitz TK in der Klasse von 7,5 bis 10,2
Tonnen Gesamtgewicht und geplant ab 1975 den Bedford Blitz TM von 14 bis 38
Tonnen. Alle Fahrzeuge wurden als "Made in England" beworben, es wurde aber
gleichzeitig betont, dass man natürlich dem anspruchsvollen deutschen Markt
gerecht werden will.
Eine neue Vertriebsorganisation für die mittleren und schweren Nutzfahrzeuge
soll gegründet werden. Und bis Mitte 1974 will man mehrere Dutzend Opel-Händler
und neue Bedford-Betriebe für die Kundschaft vorbereiten. Bis 1980 sollten es
ca. 200 werden. 1975 werden die ersten Prospekte für den TM ausgegeben und
man verspricht darin, dass ab Mitte 1976 das gesamte TM-Modellprogramm mit 60
Varianten in Deutschland auf den Markt kommt. Opel kämpft jedoch zu dieser Zeit
immer noch mit der zur Zulassung nötigen Allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE) und
auch mit der teilweise mangelhaften Qualität der Fahrzeuge - Käufer des CF
können das bestätigen und ein Lied davon singen. Die über die Jahre
vernachlässigte Nutzfahrzeugabteilung von Opel und damit einhergehend der nur
noch kleine Kundenkreis in Westdeutschland gaben letztendlich den Ausschlag
dazu, die Modelleinführung des Bedford Blitz TM zurückzustellen.
Ergebnis: die neue Vertriebsorganisation wurde eben so wenig aufgebaut wie der
TM in den Verkauf gelangte. Es blieb letzten Endes für den deutschen Markt beim
Transporter Bedford Blitz CF und einer kleinen Anzahl von Bedford Blitz
Lastwagen (Bedford TK). In anderen europäischen Ländern wie z.B. den
Niederlanden war Bedford u.a. auch mit dem Bedford TM weitaus erfolgreicher.
Wie oben beschrieben, sollte das Modellprogramm auf 60 Varianten ausgebreitet
werden. Welche das im Einzelnen sind, ist bisher nicht bekannt. Es lässt sich
lediglich sagen, dass sich das Angebot beim Bedford Blitz TM 1:1 aus dem
Modellprogramm vom Bedford TM von anderen Märkten abgeleitet hätte. Abweichungen
hätte es vermutlich nur im Bereich der Zulassungsvorschriften (StVZO) gegeben.
Das Fahrgestell besteht aus U-Profilen mit Quertraversen. Eine Bauweise, die
auch heute noch üblich ist und die Möglichkeit für allerlei Aufbauten lässt. Als
Antriebsformeln waren 4 x 2, 6 x 2 und 6 x 4 beim TM zu haben. Es bestand die
Wahl aus drei Fahrerkabinen, davon eine als Schlafkabine. Aus der Auswahl von
Modell, Antriebsformel, Radstand, zulässigem Gesamtgewicht, Kabine und Motor
kommt man somit auf die angekündigten 60 Varianten.
Im Prospekt von Opel ist interessanterweise immer die schmale Kabinenvariante
"regular cab" dargestellt. Diese ist an der über die gesamte Länge der Kabine
laufenden Stufe unterhalb der Türen erkennbar. Im Prospekt bleibt unerwähnt,
dass es noch andere Fahrerkabinen gab.
Das Außenfarbenprogramm war bei Bedford recht übersichtlich. Es bestand die
Auswahl aus 7 Uni-Lackierungen, die aus heutiger Sicht betrachtet sehr
farbenfroh waren. Als aufpreispflichtige Option konnte der Kunde sein Fahrzeug
natürlich auch in Sonderfarben lackieren lassen.
Das Motoren-Programm sollte aus den folgenden Optionen bestehen und war je nach
Einsatzzweck und Modellvariante mit Getrieben von 5 bis 10 Gängen der Hersteller
Turner, Fuller, Eaton oder Spicer kombinierbar. Die Hinterachse ist je nach
Modell eine von Bedford oder ein Zulieferteil von Eaton oder Soma. Die
technischen Daten waren aufgrund der fehlenden Allgemeinen Betriebserlaubnis
vorläufig.
Bedford Diesel
M-152
N-204
Art
6-Zylinder-4-Takt-Diesel-Reihenmotor mit Direkteinspritzung (und
Abgasturbolader bei N-204)
Motortyp
Bedford 500
Bedford 500
Bremsleistung DIN 70020 (kW / min-1)
112 / 2500
150 / 2500
Drehmoment (Nm / min-1)
513 / 1200
647 / 1600
Bohrung / Hub (mm)
115,9 / 129,5
115,9 / 129,5
Hubraum (cm³)
8197
8197
Verdichtung
17,0 : 1
16,0 : 1
Einspritzung
Lucas-Einspritzpumpe
Detroit Diesel
W-216
V-266
X-304
Art
6-Zylinder-2-Takt-Diesel-V-Motor mit Direkteinspritzung
8-Zylinder-2-Takt-Diesel-V-Motor mit Direkteinspritzung
Motortyp
6V-71
8V-71
8V-71T
Bremsleistung DIN 70020 (kW / min-1)
158 / 2100
196 / 2100
224 / 2100
Drehmoment (Nm / min-1)
804 / 1600
981 / 1400
1050 / 1600
Bohrung / Hub (mm)
107,95 / 127,0
107,95 / 127,0
107,95 / 127,0
Hubraum (cm³)
6974
9299
9299
Verdichtung
18,7 : 1
18,7 : 1
17,0 : 1
Einspritzung
Niederdrucksystem mit Hochdruckinjektor pro Zylinder
Infomaterial
Nur zwei Broschüren sind erschienen. Das erste ist ein A4-Blatt im Querformat,
das zweite eine 8-seitige Broschüre von 09/1975. Weiteres Material ist nicht
bekannt. Vor allem bei dem zweiseitigen Prospekt fällt die grobe Fotoretusche
vor allem im Bereich vom Übergang von Straße zum Hintergrund auf.
Ein Klick auf das Vorschaubild öffnet die pdf.
Wenn man die Prospekte mit Ausgaben für andere Länder vergleicht, stellt man
fest, dass man sich wenig Aufwand gemacht hat und sie sich über weite Strecken
gleichen. Der Kühlergrill und das Nummernschild wurden erkennbar retuschiert.
Eigene Fotos für die deutschen Prospekte wurden nicht erstellt.
Ob es noch zur Ausgabe von Betriebsanleitungen, Werkstatthandbüchern etc.
gekommen ist, ist ebenfalls unbekannt. Ich gehe aber sehr stark davon aus, dass
nichts mehr veröffentlicht wurde. Wer zu weiterem Material Informationen haben sollte, kann sich gern bei mir
melden!
Quellen
Prospekt Bedford Blitz TM 09/1975, Opel, Bestellnummer 08266 975/20/1
Prospekt Bedford Blitz TM 09/1975, Opel, Bestellnummer 08270 975/20/1N
Prospekt Bedford range 10/1978, Vauxhall, Bestellnummer B1861/10/78
Prospekt Bedford truck cab and van colours 01/1979, Vauxhall,
Bestellnummer B1832/1/79 Eckhart Bartels und Rainer Manthey: Opel Jahrbuch
2014, Podszun, 2014, S. 58 - 64